Im Juli 1933 erschien in Paris das Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror. Unter Federführung des kommunistischen Verlegers Willi Münzenberg hatten die anonym bleibenden Autoren (zu denen auch der Schriftsteller Arthur Koestler gehörte) fingierte Dokumente und Beweise zusammengestellt, die belegen sollten, dass die Nationalsozialisten am 27. Februar 1933
den Reichstagsbrand selbst gelegt hatten. Das Buch informierte außerdem über die Brutalität der Judenverfolgung und den Terror in den Konzentrationslagern. Das Kapitel „Die Welt lässt sich nicht belügen“ enthält unter anderem einen Bericht Egon Erwin Kischs über seine Verhaftung in der Brandnacht und einen offenen Brief von Ernst Toller an Joseph Goebbels. Den Schutzumschlag gestaltete der Grafiker und Fotomontagekünstler John Heartfield. Dargestellt ist Hermann Göring in blutiger
Schlachterschürze und mit einem Beil in der Hand. Vorder- und Rückseite sind aufeinander bezogen. Das Braunbuch gilt als die Exilveröffentlichung mit der wohl weitreichendsten Wirkung. Es wurde in viele Sprachen übersetzt, bis 1935 sollen insgesamt 600.000 Exemplare verkauft worden sein.
Wenn der Rauch aus der Jurte seitlich nach oben steigt, wird es windig und regnerisch. Das wissen Nomadenmongolen schon als Kinder. Die Natur prägt seit Jahrhunderten ihren Alltag. Davon erzählt Terbishdagva, der in einer Jurte geboren wurde. Sein außergewöhnlicher Lebensweg führt ihn in die weite Welt – wie seine Vorfahren seit Dschingis Khan. Er studiert in der DDR, wo er eine Zeitenwende erlebt. Ein Bröckchen der Berliner Mauer bewahrt er heute noch auf, in einen blauen Seidenschal gewickelt, einen Khadag, der für Mongolen nach buddhistischer Tradition heilig ist. In der bislang unbekannten Marktwirtschaft wird er zum erfolgreichen Unternehmer, geht jedoch nach einem Jahrzehnt in die Politik, will mitwirken, sein Land voranzubringen. Er erlebt, wie Parteien zu „Schützengräben der Oligarchen“ mutieren und die Mongolei als Rohstofflieferant ausgeplündert wird, sieht, wie Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden. Terbishdagva, ein Mann der Praxis und der Politik, erhebt seine Stimme vom anderen Ende der globalisierten Welt. Er rückt Probleme in unser Gesichtsfeld, die unser Leben betreffen; er hat Botschaften, die uns berühren.
Terbishdagva, Dendev§DENDEV TERBISHDAGVA wurde 1956, im »Jahr des Roten Affen«, in eine kinderreiche mongolische Nomadenfamilie geboren. Nach seinem Schulabschluss studierte er Lebensmitteltechnologie an der Berliner Humboldt-Universität und arbeitete anschließend als Technologe im Fleischkombinat in Ulaanbaatar. 1988 kehrte er in die DDR zurück und arbeitete als Übersetzer und Betreuer an der FDJ-Jugendhochschule am Bogensee. 1990 begann er eine unternehmerische Tätigkeit. Von 2002 bis 2004 war er Botschafter der Mongolei in Deutschland. Zurück in der Mongolei wurde er Parlamentsabgeordneter, stellvertretender Parteivorsitzender und Minister.